Erblich bedingter Haarausfall bei Frauen und Männern

Haarausfall hat viele Gesichter und Gründe. Seine am weitesten verbreitete Form ist angeboren: Erblich-hormoneller Haarausfall – oder androgenetische Alopezie – ist bei Männern und Frauen die häufigste Haarwachstumsstörung. In diesem Beitrag: was genau dahintersteckt, wie sich erblicher Haarausfall bemerkbar macht und was hilft.

Androgenetischer Haarausfall und die Rolle der Hormone

Hormone und Haare stehen in einem engen Verhältnis. Das fängt mit den typischen Behaarungsmustern von Männern und Frauen an: Während die weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene) das Kopfhaar besonders lang und kräftig wachsen lassen, sorgen männliche Geschlechtshormone (Androgene) für Bartwuchs und eine stärkere Körperbehaarung.

Bei erblich bedingtem Haarausfall sind es letztlich auch Hormone, die den Haarverlust verursachen. Denn bei manchen Menschen reagieren die Haarwurzeln auf das männliche Geschlechtshormon Testosteron, genauer: Dihydrotestosteron (DHT), besonders empfindlich. Eine solche DHT-Überempfindlichkeit kann vererbt werden und sich im Laufe des Lebens als androgenetischer Haarausfall bemerkbar machen.

Wie anlagebedingter Testosteron-Stress Haarausfall verursacht

Bei Menschen mit erblich bedingtem Haarausfall stört DHT mit der Zeit die Funktion von Haarwurzeln zunehmend. Sind die empfindlichen Haarfollikel den Androgenen über eine längere Zeit ausgesetzt (bei Männern ab der Pubertät also ständig), bilden sich die feinen Blutgefässe in der Haarpapille allmählich zurück.

Da die Nährstoffversorgung im Haarfollikel verebbt, kann die Haarwurzel keine kräftige, neue Haarsubstanz mehr bilden. Schliesslich wachsen nur noch feine, kurze Flaumhaare nach.

Androgenetischer Haarausfall betrifft Männer und Frauen

Jeder Mensch produziert sowohl weibliche als auch männliche Sexualhormone. So können nicht nur Männer, sondern – seltener – auch Frauen von erblich bedingtem Haarausfall betroffen sein. Die androgenetische Alopezie verläuft je nach Geschlecht etwas anders und konzentriert sich bei Männern und Frauen auf unterschiedliche Kopfpartien.

Androgenetisch bedingter Haarausfall bei Frauen

Jede dritte bis vierte Frau – 25 bis 30 Prozent – ist von hormonell-erblich bedingtem Haarausfall betroffen: Androgenetische Alopezie ist auch bei Frauen die häufigste Ursache für Haarverlust.

Im jüngeren Alter sind die meisten Frauen vor androgenetisch bedingtem Haarausfall geschützt. Noch existiert ein hoher Östrogenspiegel im Körper und sorgt für ein kräftiges, volles Haarwachstum. Der Androgenspiegel dagegen ist in der Regel niedrig. Selbst wenn bei einer Frau ein anlagebedingter Haarausfall mit einer Überempfindlichkeit der Haarfollikel auf männliche Geschlechtshormone besteht, fallen die Haare darum meist nicht aus.

Erblich bedingter Haarausfall startet bei der Frau meist in den Wechseljahren

Genetisch bedingter Haarausfall beginnt bei Frauen häufig in den Wechseljahren. Denn jetzt baut sich der weibliche Hormonhaushalt um, der Östrogenspiegel sinkt und die Androgene rücken stärker in den Vordergrund. Die androgenetische Alopezie hat bei der Frau also die gleichen Ursachen wie bei Männern. Jedoch macht sich der erblich bedingte Haarausfall bei der Frau in der Regel später bemerkbar.

Sollte die androgenetische Alopezie doch bei jüngeren Frauen auftreten, liegt auch hier in der Regel ein erhöhter Androgenspiegel vor. Symptome zeigen sich in wenigen Fällen ab dem 30. Lebensjahr, noch seltener im Alter zwischen 20 und 30.

Nicht immer ist hormoneller Haarausfall bei Frauen erblich bedingt

Wenn sich Symptome, die einer androgenetischen Alopezie ähneln, etwa nach dem Absetzen der Pille, in der Pubertät oder während der Stillzeit bemerkbar machen, steckt normalerweise kein erblich bedingter Haarausfall dahinter. Es handelt sich meistens um einen vorübergehenden Haarverlust durch einen temporär abgesunkenen Östrogenspiegel. In der Regel pendeln sich die Haarprobleme nach solchen hormonellen Schwankungen aber von selbst wieder ein.

Apropos Anti-Baby-Pille: Je nach Zusammensetzung der Präparate können diese auch erblich bedingten Haarausfall beschleunigen. Denn enthaltene Gestagene können im Körper eine androgene Wirkung entfalten, was bei DHT-Überempfindlichkeit von Haarwurzeln die Alopecia androgenetica bei der Frau verstärken kann. In solchen Fällen empfiehlt sich ein Beratungsgespräch in der gynäkologischen Praxis sowie gegebenenfalls der Wechsel zu einem alternativen Präparat.

Bei Frauen mit erblich bedingtem Haarausfall lichtet sich das Haar im Scheitelbereich

Die androgenetische Alopezie zeigt sich bei der Frau mit einem anderen Verlauf als bei Männern. Bei ihnen beginnt – nach dem so genannten Ludwig-Schema – die Ausdünnung im Scheitelbereich und setzt sich auf dem Oberkopf fort. An den Schläfen und am Hinterkopf bleibt die Haardichte unverändert.

Für die androgenetische Alopezie sind dies bei der Frau typische Symptome. Wenn die Kopfhaut schon sichtbar durchscheint, kann die Nährstoffversorgung der Haarfollikel bereits dauerhaft geschädigt sein. Wichtig ist es darum, rechtzeitig fachlichen Rat einzuholen – und zu handeln.

Liegt mit Sicherheit ein androgenetischer Haarausfall vor, lässt sich bei der Frau wirksam vorbeugen.

Frau Kahlheit
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Erblich bedingter Haarausfall wird bei Frauen oft zu spät erkannt

Erblich bedingter Haarausfall macht sich bei der Frau nicht sofort durch deutliche Symptome bemerkbar. Er beginnt meist schleichend, das Haar wird dünner und kraftlos, es verliert an Volumen und lässt sich schlechter frisieren. Trotzdem sehen betroffene Frauen meist keinen akuten Handlungsbedarf.

Der Grund ist, dass Frauen eine Alopecia androgenetica anfangs oft als etwas Gewöhnliches empfinden: Einer repräsentativen Umfrage zufolge leidet rund jede fünfte Frau nach eigener Einschätzung unter Haarausfall und Haarstrukturschäden. Dass sie – genau wie Männer – von erblich bedingtem Haarausfall betroffen sein könnten, ahnen die meisten nicht.

Für Frauen ist erblich bedingter Haarausfall mit grossem Leidensdruck verknüpft

Auch Männer leiden unter lichter werdendem Haar. Doch ein kahler Kopf bei einem Mann ist gesellschaftlich vielfach stärker akzeptiert. Für viele Frauen ist dagegen der Verlust der Haarfülle durch androgenetische Alopezie, eventuell mit kahlen Stellen, keine «normale» Alterserscheinung. Er kann sogar als Verlust der Weiblichkeit empfunden werden. Entsprechend massiv ist die emotionale Belastung. Umso wichtiger ist es, die androgenetische Alopezie rechtzeitig zu erkennen.

Erblich bedingter Haarausfall beim Mann

Die Gründe für androgenetische Alopezie sind bei Männern und Frauen die gleichen: Die Hormone sind schuld. Der Unterschied: Was den Abschied vom Haupthaar betrifft, sind Männer auf Leid vorbereitet. Wer seinen Vater und Grossvater nur mit hoher Stirn oder kahlem Hinterkopf kennt, blickt oft in die eigene Zukunft. Genetisch bedingter Haarausfall kommt für Männer daher oft weniger überraschend. Und er kann früh einsetzen: Manchmal lichtet sich das Haar bereits im sehr jungen Alter – sogar schon ab 18 Jahren.

Genetisch bedingter Haarausfall: über Männer und ihre Geheimratsecken

Bei Männern zeigt sich erblich bedingter Haarausfall immer zuerst im Stirnbereich: Der Haaransatz weicht an den Schläfen zurück und bildet die typischen Geheimratsecken. Nicht immer setzt sich der Schwund fort. Der Haarwuchs am Hinterkopf kann trotzdem bis ins hohe Alter voll und kräftig bleiben.

Genetischer Haarausfall hatte beim Mann früher übrigens gar kein so schlechtes Image. So galt der männliche Haarschwund einst als ein Symbol für Intellekt, wie Begriffe wie «Denkerstirn» belegen.

Androgenetische Alopezie: über den Verlauf bei Männern

Für viele Männer sind Geheimratsecken nur der Anfang, und der erblich bedingte Haarausfall setzt sich fort. Im weiteren Verlauf entsteht eine Haarlichtung am Hinterkopf, die allmählich wächst, bis sie mit der kahlen Stirn zur Glatze zusammenfliesst.

Ausgespart sind nur die Haare am unteren Hinterkopf: Selbst bei weitreichendem erblich bedingtem Haarausfall bleibt bei Männern der typische Haarkranz oft erhalten. Seltener konzentriert sich der männliche androgenetische Haarausfall (wie bei Frauen) auf die Scheitelregion.

Mann Kahlheit
Frau Kahlheit 2
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Frau Kahlheit 4

Androgenetische Alopezie: Diagnose und Therapie

Ob es wirklich erblich bedingter Haarausfall ist, können Fachpersonen in der dermatologischen Praxis feststellen, indem sie die Haarwurzeln untersuchen. Steht die Diagnose, können Betroffene zusammen mit Behandelnden überlegen, welche Therapie sinnvoll ist.

Genetischer Haarausfall: Was lässt sich sonst noch tun?

Um androgenetische Alopezie zu mildern, gibt es Mittel, welche die Haarwurzeln mit den für gesundes Haarwachstum benötigten Nährstoffen versorgen. Auch damit wachsen die Haare nicht schneller nach, doch das Haarwachstum lässt sich unterstützen.